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Ökologische Papiersorten.
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Ökologische Papiersorten.

Grob, grau, grässlich? Beim Gedanken an ökologische Papiere gibt es immer noch viele Vorurteile. Viele Menschen haben dabei das Papier im Kopf, welches auf öffentlichen Toiletten zum Hände-Abtrocknen genutzt wird. Auf so etwas soll der Jahresbericht gedruckt werden? „Zumindest die Farben kommen bestimmt nicht gut heraus“, munkelt manch einer.

Aus eigener Erfahrung kann die Autorin dieses Textes widersprechen: Mein Flyer, der auf Karten aus 100 Prozent Recyclingpapier gedruckt wurde, sah superschön und sehr hochwertig aus! Auch die Haptik ist – nach meinem persönlichen Empfinden – hervorragend gewesen. Recyclingpapiere sind heutzutage keineswegs grau und in fast allen Weißgraden erhältlich. Die Qualität ist in den allermeisten Fällen der von Frischfaserpapier ebenbürtig, meinen Experten.

©Robin Wood e.v
Im Blätterwald: Der Papierverbrauch der Länder im Vergleich. ©Robin Wood e.v

Wer nachhaltig wirtschaften und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, sollte sich also mit Recyclingpapieren auseinandersetzen. Denn im Gegensatz zum Holz, was für Frischfaserzellstoffpapier benötigt wird, liegt der Rohstoff Altpapier quasi vor den Haustüren. Fast jeder zweite industriell gefällte Baum weltweit wird zu Papier verarbeitet, kritisiert die Umweltorganisation WWF. Für jedes Kilogramm Frischfaserzellstoffpapier werden in der Produktion 2,3 Kilogramm Holz benötigt. Und das Holz dafür kommt nur selten aus Deutschland.

 

Allein die Transportwege wirken sich nachteilig auf die Klimabilanz aus. Das Holz für die Zellstoffe stammt oft aus Urwaldgebieten, mahnt Volkhard Wille von der Tropenwaldstiftung OroVerde in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Zellstoff werde in Plantagen, meist aus Eukalyptus hergestellt. Um diese Plantagen anlegen zu können, werde Tropenwald gerodet. Er sagt: „Je mehr Zellstoff wir hier verbrauchen, desto mehr Plantagen gibt es und desto eher verschwindet der Regenwald, zum Beispiel in Brasilien.” Aber auch nordische Urwälder in Russland, Schweden oder Kanada sind betroffen. Jährlich gehen der Welt 12 bis 15 Millionen Hektar Wald verloren.

Dabei sind die Deutschen die besten Altpapiersammler der Welt – mit einer Sammelquote von über 80 Prozent. Die Papierindustrie hat einen nahezu geschlossenen Wertstoffkreislauf, wie es ihn in kaum einer anderen Branche gibt. Zwar haben einige Verwaltungen von Gemeinden und Städte wie Bonn, Essen oder Freiburg schon komplett auf Recyclingpapier umgestellt. Dennoch ist der Einsatz von Recyclingpapier hierzulande ausbaufähig.

©papieratlas
Top 10 der deutschen Kommunen, die auf 100 Prozent Recyclingpapier umgestellt haben. ©papieratlas

Recyclingpapier

Recyclingpapier ist Papier, für das kein Baum gefällt werden muss. Es besteht zu 100 Prozent aus Altpapier, das wiederaufbereitet und gebleicht wurde (siehe auch Teil 3 der Serie). Von Papieren, die aus Frischfaserzellstoff hergestellt werden, lässt es sich heutzutage kaum noch unterscheiden. Es eignet sich für Imagebroschüren, Kataloge oder Geschäftsberichte. Wer den Nachhaltigkeitsgedanken bei der Papierauswahl sichtbar machen möchte, kann ein gräuliches Papier wählen. Es gibt aber auch strahlend weißes Recyclingpapier. Die Druckereien können auch auf diesem eine brillante Farbwiedergabe, einen ruhigen Flächendruck und eine hohe Qualität zusichern.

Umwelt- oder Umweltschutzpapier

Umweltpapier wird wie Recyclingpapier aus 100 Prozent Altpapier hergestellt. Allerdings erfolgt keine Bleichung des Papiers, deshalb ist Umweltpapier noch umweltfreundlicher als „normales“ Recyclingpapier. Das verwendete Altpapier wird sehr fein gemahlen, dadurch können sich die Farben gleichmäßig verteilen. Das neue Papier erhält einen grauen Farbton.

Naturpapier

©holzstapel_pixabay
Der Rohstoff unserer Papiersucht: Holz. ©holzstapel_pixabay

Unter Naturpapieren versteht man alle Papiere, die ausschließlich aus natürlichen Fasern bestehen. Natürliche Fasern können Holzfasern, Blütenblätter, Gräser oder Körner sein. Auch Pflanzenfasern wie Kokos oder Hanf zählen dazu. Folglich gehören Normalpapiere, Universalpapiere oder Multifunktionspapiere zu den Naturpapieren, wenn sie keine synthetischen Fasern enthalten und auch nicht durch eine Beschichtung verändert oder „veredelt“ wurden. Deshalb ist es wichtig, auch hier unbedingt auf Umwelt-Zertifikate zu achten (Zertifikate und Labels werden im 5. Teil dieser Serie beschrieben).

Verschiedene Studien, wie etwa “Ökobilanzen für grafische Papiere” vom Umweltbundesamt (UBA) oder die Studie “Ökologischer Vergleich von Büropapieren in Abhängigkeit vom Faserrohstoff” vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (IFEU) haben nachgewiesen, dass es wesentlich umweltverträglicher ist, Recyclingpapier zu benutzen als Papier aus Primärfasern. Es werden keine Wälder abgeholzt und weniger Chemikalien eingesetzt. Laut Umweltbundesamt spart Recyclingpapier bei seiner Herstellung gegenüber Frischfaserpapier Abfall, außerdem bis zu 60 Prozent an Energie und bis zu 70 Prozent des Wasserverbrauchs. Und es entstehen weniger klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen wie etwa Kohlendioxid (CO2).

Vielleicht kostet Recyclingpapier etwas mehr im Einkauf – wer sich aber für nachhaltig hergestelltes Papier entscheidet, leistet einen aktiven Beitrag zum Erhalt unserer Wälder und zeigt sein Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft unserer Umwelt und Gesellschaft.

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Taalke Nieberding arbeitet als freie Journalistin in Bonn. Nachhaltigkeit und Umweltschutz gehören zu ihren Schwerpunktthemen. www.taalke-nieberding.de ©privat

 

Damit aus altem Papier ein schönes und hochwertiges Recyclingpapier wird, muss es nach dem Einsammeln neu aufbereitet werden. Alles rund um die Technik, die beim Wiederaufwerten alten Papiers zum Einsatz kommt, thematisiert der kommende Blogtext.

 

Bisher erschienen:

Klimaneutrales Drucken: Einen Ausgleich für die Umwelt schaffen.